Prophetentum

Der Glaube an das Prophetentum ist das dritte der Alevi´tischen fünf Glaubensgrundsätze und muss von jedem Gläubigen, ohne Wenn und Aber, verinnerlicht werden.

Die Bedeutung des Glaubens an das Prophetentum und die Offenbarungen [Wahy] entspringt dem Prinzip der allumfassenden Rechtleitung des Menschen im  ganzen Dasein.

Dieses Grundsatz ist die Voraussetzung für die islamische Denkweise der Einheit [Tauhid].
Deshalb setzt das Prinzip des Prophetentums diese Betrachtungsweise voraus.

Da der Mensch lediglich durch die Befolgung der Rechtleitung zu seiner Vervollkommnung gelangen
kann, bildet das Prophetentum ein bedeutendes und unverzichtbares Kettenglied zwischen dem Schöpfer, ALLAH und dem Geschöpf, dem Menschen. Propheten, die als ideale Menschen die Botschaft der Rechtleitung nicht nur überbracht, sondern auch nach dem besten Vorbild vorgelebt haben, sind der sichtbare Beweis für das angestrebte Ziel des Menschen und somit vorgelebte Offenbarungen. Deswegen setzt das Prophetentum die fehlerfreie Handlung der Propheten in allen Lebenslagen und ihre Fehlerlosigkeit voraus. Nach manchen Vorstellungen ist jeder Atemzug eines Propheten letztendlich eine Art Offenbarung, was zumindest nach vielen Meinungen für Prophet MUHAMMED (sav) gilt.

Da in der gesamten Menschheitsgeschichte 124.000 rechtleitende Propheten entsandt wurden, beinhaltet der Glaube an das Prophetentum, dass allen Völker Propheten mit der gleichen Botschaft offenbart wurden, wenn auch mit unterschiedlichen Graden der Vollendung, dem jeweiligen Entwicklungsniveau der Menschheit angepasst. Der erste Mensch Adam war auch zugleich der erste Prophet Gottes. Die Kaaba, die erstmals von Adam erbaut wurde, verdeutlicht die Verbindungslinie der Propheten zueinander, angefangen von ADAM über ABRAHAM bis zu MUHAMMED (sav). Das Prophetentum findet ihre Vollendung und Abschluss im “Siegel der Propheten“ MUHAMMED und wird bis zum jüngsten Tag durch die unfehlbaren 12 IMAME aufrecht erhalten. Damit führt die Erkenntnis des Prophetentums zu der Erkenntnis des Imamats.

Propheten sind von Gott auserwählte Menschen, die durch göttliche Offenbarungen Gottes vorbildliche Botschaften für eine Familie, einen Stamm oder ein Volk verkündet und in idealer Art und Weise vorgelebt haben. Propheten sind dadurch gelebte Offenbarungen, die sich unter anderem dadurch auszeichnen, dass sie durch die Gnade Gottes und Selbstläuterung fehlerfrei sind, obwohl sie wie alle Menschen fehlbar erschaffen wurden. Die ausnahmslose Hingabe und Ergebenheit an den Schöpfer bewirkt, dass sie keine Übertretungen der göttlichen Gesetze begehen.
Einige Propheten sind zudem “Gesandte Gottes“ [Rasul], da sie mit der Verkündung von Buchreligionen beauftragt sind. Einige wenige Propheten haben zudem auch die hohe Stufe des Imamats durch die Gnade Gottes erreicht, wie z.B. ABRAHAM und MUHAMMED (sav) , der Imam aller Propheten und Imame ist. ABRAHAM war der Reihenfolge nach “Diener Allahs“ [Abdullah], Prophet [Nabi], Gesandter [Rasul] und in der höchsten Stufe Imam.
„Und als Abraham von seinem Herrn durch Worte auf die Probe gestellt wurde und er sie erfüllte. Er sprach: «Ich mache dich zum Vorbild für die Menschen.» Er sagte: «Und auch welche von meiner Nachkommenschaft.» Er sprach: «Mein Bund erstreckt sich aber nicht auf die, die Unrecht tun.“ Sura2/124
Im Heiligen QURAN werden mindestens 27 Propheten namentlich genannt, allein 13 an einer Stelle ab  Sura 6/84:

Adam, Idris, Noah, Abraham, Ismael, Ishak, Lot, Jakob, Josef, Moses, Aaron, Saul, David, Salomo, Ilyas, Elischa,Jonas, Hiob, Imran, Zacharias, Johannes, Jesus, Hud, Dhul-Kifl, Shuayb, Salih und Muhammed (sav)


In manchen Aufzählungen wird Imran nicht als Prophet geführt. In anderen taucht auch Benjamin als Prophet auf. Von insgesamt 124.000 Propheten gelten Noah, Abraham, Moses, Jesus und Muhammed (sav) als Erzpropheten “Leute des Entschlusses“ [Ulul-Azm].

Je nach Entwicklungsstadium einer Gesellschaft, entsandte ALLAH Propheten mit unterschiedlichen
Aufgaben und Fähigkeiten, von denen einige auch “Gesandte Gottes“ [Rasul] waren.

Die  Gesandtschaft beinhaltet i.d.R. umfangreichere Aufgaben, als das Prophetentum. Daher ist zwar jeder Gesandte ein Prophet aber nicht jeder Prophet ein Gesandter. Im QURAN wird die Entsendung der “Gesandten Gottes“ [Rasul] im Laufe der Geschichte folgend beschrieben:
Und jede Gemeinschaft hat einen Gesandten. Wenn ihr Gesandter zu ihnen kommt, wird zwischen
ihnen in Gerechtigkeit entschieden, und ihnen wird nicht Unrecht getan.
 Sura 10/47

Gottesgesandte im heiligen QURAN:
Ismael
„Und gedenke im Buch des Ismael. Er war treu zu seinem Versprechen, und er war ein Gesandter und Prophet.“  Sura 19/54
Salih
„ Als ihr Bruder Salih zu ihnen sagte: «Wollt ihr denn nicht gottesfürchtig sein?  Sura 26/142
Lot
Als ihr Bruder Lot zu ihnen sagte: «Wollt ihr denn nicht gottesfürchtig sein? Ich bin für euch ein treuer Gesandter.“  Sura 26/161-162
Shuayb
Als Shuayb zu ihnen sagte: «Wollt ihr denn nicht gottesfürchtig sein? Ich bin für euch ein treuer Gesandter.“  Sura 26/177-178
Weiteren Gottesgesandte sind:
Abraham, Moses, David und Jesus und der größte aller Gottesgesandten MUHAMMED (sav) .

Überlieferungen über den Propheten von
den 14 MASUMIN
Prophet Muhammed (sav):
”Gott, der Erhabene, hat mich nicht zum Kritisieren und Nörgeln berufen, sondern mich als einen Lehrer auserwählt, der verzeiht und nachsichtig ist. ”                   Quelle: - Kanz al-Ummal, Band 11, Seite 424
Imam Ali (as):
„Immer wenn der Prophet mit jemandem sprach, zog niemals er als erster seine dargereichte Hand zurück, sondern wartete, bis sein Gesprächspartner die Hand zurückzog. Wenn sich jemand mit ihm über seine Probleme unterhielt, unterbrach er ihn nicht, bis er mit seiner Rede fertig war und sich vom erhabenen Propheten entfernte.“                                                      Quelle: - Bihar al-Anwar, Band 16, Seite 236
Imam Ali (as) :
“Wahrlich, der Prophet Allahs ist der mitfühlendste und gutmütigste Mensch. Deshalb hat Allah offenbart, dass ein Prophet aus eurer Mitte gekommen ist, der freundlich und mitfühlend unter euch ist.”                                                                                                                           Quelle: - Irschad ul-Qulub, Band 2, Seite 407
Imam Hossain (as) :
”Ich fragte meinen Vater, Imam Ali, nach Eigenschaften und der Ethik des Propheten. Er antwortete: ‘Er war immer fröhlich, ruhig und gut gelaunt. Niemals zeigte er Härte, er war nicht überheblich, er redete nicht schlecht über andere Menschen, er hatte keine zynische und bissige Zunge, er suchte niemals das Negative bei den Menschen und war nie jemand, der in übertriebener Weise Komplimente machte. Keinen, der ihn aufsuchte, schickte er hoffnungslos zurück, er machte den Menschen Mut, jeder, der an seiner Tür klopfte, ging niemals mit leeren Händen und ohne
Hoffnung zurück.”                                                                         Quelle: - Maniy ul-Akhbar, Seite 83